Unter der Leitung von Frau Diekmann hatten wir drei Tage lang die Möglichkeit, uns in Menschen hineinzuversetzen, die ihren Alltag mit einem Handycap bestreiten müssen. Wir hatten drei erlebnisreiche Tage, von denen ich gern berichten möchte:

TAG 1: MITTWOCH

Wir haben als erstes über die Einrichtung (TBZ Taubblinden-Zentrum in Hannover) geredet, die wir am Donnerstag besuchen wollten. Dann beschäftigten wir uns mit der Gebärdensprache und der Blindenschrift. Mit Hilfe von Arbeitsblättern zum Gebärden und Lormen (Tastalphabet) konnten wir selbst üben. Anschließend spielten wir „Lormpost“. Es geht so wie Flüsterpost, nur dass man hier das Lormen benutzt und dass man nur das letzte Wort laut sagen darf. Acu unterhielten wir uns in Kleingruppen „lormend“. Mit Schals vor den Augen und Kopfhörern versuchten wir auch uns „blind und „taub“ zu unterhalten.

Der Film „Die schwarze Stille“ zeigte das Leben eines Jungen, der taub geboren war und erblindete. Ein weiterer Film zeigte, wie ein blindes Mädchen in einer Schule mit Sehenden lernte.

TAG 2: DONNERSTAG

Der Tag begann kurz vor 7.00 auf dem Norder Bahnsteig, von dem aus wir mit dem Zug nach Hannover zum TBZ fuhren. Im Zug haben wir uns die Zeit mit Musikhören, Spielen, Lormen und Unterhalten vertrieben.

Der Film „Die schwarze Stille“ zeigte das Leben eines Jungen, der taub geboren war und erblindete. Ein weiterer Film zeigte, wie ein blindes Mädchen in einer Schule mit Sehenden lernte.

Bei der Ankunft im TBZ wurden wir von zwei Betreuern empfangen und in de zweiten Stock geleitet. Auf dem Weg dorthin konnten wir schon überall die speziellen Einrichtungen für die Taubblinden sehen. Es gibt dort vieles zum Tasten. Wir durften dann erst mal frühstücken, aber – Stopp - nicht ganz so einfach, wir bekamen verschiedene Brillen, wodurch man wie die Sehbehinderten bzw. Blinden „sehen“ konnte. Da gab es eine Art Schlafbrille, durch die man gar nichts sehen konnte. Dann gab es welche mit einem winzigen Loch in der Mitte oder auch umgekehrt, so dass man alles sah bis auf den schwarzen Punkt in der Mitte. Dann gab es milchige Brillen, durch die man alles total verschwommen sah. Wir bekamen erklärt, wie man sich etwas in ein Glas einschenkt, nämlich indem man einen Finger in das Glas hält und wartet, bis das Getränk die Fingerkuppe erreicht hat. Ansonsten gab es noch zu beachten, dass alles, z.B. die Butter, wieder an den ursprünglichen Platz zurückgestellt wurde, dass der Nächste die Butter auch wieder fand. Wir versuchten zu essen. Bei manchen endete das in einer kleinen „Schweinerei".

Als uns der Betreuer erklärte, dass er Kurse zum Lormen und Gebärden besucht hatte, kam ein Bewohner herein und wir konnten beobachten, wie die beiden sich verständigten. So nahm er seine Hand und strich dem Betreuer mit der Wange am Bart entlang. Eine Bewohnerin erklärte sich bereit uns ihr Zimmer zu zeigen, damit wir einen Eindruck bekamen, wie sie lebt. Die Bewohnerin nahm in ihrem Zimmer die Hand einer unserer Mädchen und zeigte ihr ihren Wecker, auf den sie sehr stolz zu sein schien. Der Wecker funktioniert über eine Verbindung zu einer Art Knopf unter dem Kopfkissen und weckt mit Vibrationen.Ebenso funktioniert die „Klingel“ der Zimmers auf besondere Weise. Sie klingelt nicht, sonder ein Ventilator fängt an zu pusten und man merkt, dass jemand vor der Tür steht.

Dann ging es weiter auf den Flur, wo erklärt wurde, wie die Bewohner erkennen können, welcher Betreuer Dienst hat. Jeder hat ein Motiv, z.B. eine Muschel, und darunter steht der Name in Blindenschrift. So können die Bewohner einen Zeitplan kombinieren. Interessant waren auch die Regeln auf dem Flur: wie im Straßenverkehr immer rechts halten und ein angemessenes Tempo gehen. Denn falls mal jemand aus dem Zimmer kommt, kann man dann noch stehen bleiben und es gibt keine Verletzungen. Als unsere Betreuer dies gerade erklärten, kam ein Taubblinder gerade den Flur entlang. Als die Betreuerin ihm erklärte, dass wir da sind und uns umsehen, nahm er die Hand eines Mädchens und schüttelte sie. Er erkannte, dass es ein Mädchen war – nur durch Hände schütteln. Das war schon ziemlich beeindruckend, dass jemand auf diese Weise Jungen und Mädchen unterscheiden kann. Auch konnte die Betreuerin sich flüssig mit ihm unterhalten, er hielt ihre Hand und verstand alles. Bei Unklarheiten wird dann das Lormen benutzt.

Es gibt auch einen Fahrstuhl, wo man fühlen kann, in welchem Stock man gerade ist. Wir gingen weiter in den Speisesaal, wo jeder seinen festen Sitzplatz hat, damit es kein Durcheinander gibt. Das war schon die einzige Besonderheit im Speisesaal. Anschließend ging es in die Turnhalle, wo es sogar eine Kletterwand gibt. Selbst ein Schwimmbad mit verstellbaren tiefen und eine besondere Kegelbahn gibt es. Bei der Kegelbahn sind zwei Eisenstangen am Boden, wo man die Füße hineinstellen kann, damit man merkt, dass man zum Schießen richtig steht. An einem Pult kann man fühlen, wie viele Kegel umgefallen sind.

Zum Abschluss gingen wir nach draußen. Dort führten wir uns gegenseitig jeweils mit einer der vorhin schon beschriebenen Brillen. Anschließen ging es nach Hause.

TAG 3: FREITAG

Wir mussten erst zur dritten Stunde kommen, weil wir am Donnerstag erst nach 19.00 Uhr in Norden angekommen waren. Zuerst schauten wir die Fotos an, die Frau Diekmann von unserem Ausflug nach Hannover gemacht hatte. Einige sind ziemlich lustig.

Danach haben wir Filmausschnitte über ein taubblindes Mädchen gesehen. Zu guter Letzt sahen wir den Film „Jenseits der Stille“.

Das waren unsere Projekttage im Projekt „Lormen – Umgang mit Menschen mit Handicap“.

Wir danken dem Taubblinden-Zentrum in Hannover noch einmal recht herzlich für den Tag und natürlich Frau Diekmann, die das alles organisiert hat. Wir danken auch dem Förderverein, der unser Projekt unterstützt hat.

– Lina Jeromin, Klasse 9