ROTARY-AUSTAUSCH Norderin Aneele Fischer verbringt ein Jahr im Ausland - Tolle Zeit voller Erlebnisse und Erfahrungen
Schülerin berichtet über Gastfamilien, Ausflüge, Weihnachten und den Jahreswechsel.
NORDEN/BRASILIEN – Die Norderin Aneele Fischer hält sich derzeit in Brasilien auf. Ermöglicht wird ihr der Auslandsaufenthalt vom Rotary Club Norden, District 1859.

In ihrem zweiten Quartalsbericht, den sie jetzt in ihre ostfriesische Heimat geschickt hat, blickt sie auf ihre Erlebnisse im Herbst und über den Jahreswechsel hinweg zurück.
Die Beschreibungen von Aneele Fischer beginnen mit ihrem ersten Distrikttreffen bei den Iguazú-Wasserfällen, denn dort hat sich ihr Distrikt 4740 des Rotary Club Lages aus dem Westen von Santa Catarina mit dem Distrikt aus der nördlichen Region getroffen. Insgesamt kamen hier 40 Personen zusammen. „Da ich am einen Ende des Distriktes wohne, hatten ich und die anderen beiden Austauschschüler meiner Stadt mit 15 Stunden die längste Anreise, aber für brasilianische Verhältnisse war diese Entfernung nur ein Katzensprung“, erzählt sie. „Zu meiner großen Überraschung traf ich auf einen Jungen aus Friesland, den ich schon von meinen deutschen Treffen kannte, da wurde mir wieder bewusst, wie klein die Welt ist. Ich habe auch schon eine Frau kennengelernt, die vor 50 Jahren von Oldenburg ausgewandert ist und bei der ich meine Plattdeutschkenntnisse auffrischen konnte.“
An diesem Wochenende hat sich Aneele Fischer dann kurzerhand entschlossen, die erste Reise in die Pantanal-Region zu machen. Das war Anfang November 2015. Wir haben aber natürlich auch Ausflüge gemacht. „Wir sind einen Tag nach Paraguay gefahren, dazu sind wir zu Fuß über eine lange Brücke gelaufen – und schon waren wir in einem anderen Land. In Paraguay war es anders als in Brasilien, hier wurde Spanisch gesprochen und es gab viel mehr Straßenverkäufer“, erläutert sie und betont, dass die Gruppe nach drei Stunden den gleichen Weg wieder zurück gelaufen sei.
Am nächsten Tag wurden die Iguazú-Wasserfälle besucht, „ein unbeschreiblicher Ort“, findet die Norderin. „Schon von Weitem hörte man die unglaublichen Wassermassen in die Tiefe stürzen, ein ohrenbetäubendes Geräusch. Es waren viele Wasserfälle, die zusammen ein wunderschönes Bild ergaben, man konnte sogar bis auf die andere Seite sehen, die zu Argentinien gehört.“

Rotary-Austauschschüler vor den Wasserfällen Kurz vor den Sommerferien im November ist Aneele Fischer für zehn Tage nach Pantanal mit 30 anderen Austauschschülern gereist. Dort blieb die Gruppe für drei Nächte auf einer Farm inmitten der Natur. „Wir haben verschiedene Ausflüge unternommen. So sind wir zum Beispiel Phiranas fischen gegangen oder haben Papageien und viele andere Tiere gesehen, deren Namen ich mir nicht merken konnte.“ Die übrige Zeit waren die Austauschschüler in einem Dorf namens Bonito (zu deutsch „schön“), wo sie in glasklarem Wasser oder unter Wasserfällen schwimmen konnten. „Es war eine sehr schöne Reise mit viel Spaß und einer tollen Gruppe, die ich schon bald bei meiner nächsten Reise in den Nordosten Brasiliens sehen werde“, gibt Aneele die Begegnung wieder.
Mitte Oktober hat die Norderin dann ihrem dortigen Rotary Club die Vorzüge Deutschlands im Rahmen einer Präsentation gezeigt. Alle hätten sich begeistert von Deutschland und insbesondere von Ostfriesland gezeigt. „Rotary hatte auch in der Weihnachtszeit viele Projekte. Ich war im Kinderkrankenhaus und habe – begleitet von einer Blaskapelle – Geschenke verteilt, oder es gab ein großes Abendessen, bei dem Geld gesammelt wurde“, erläutert sie.
Die Schule von Aneele Fischer ist derzeit seit Ende November 2015 bis Mitte dieses Monats in den Ferien. „In den letzten Schulwochen gab es viele Tage mit Veranstaltungen. An einem Tag gab es ein Sporttunier und am anderen wurde die Mensa in eine Disko umgewandelt, in der verschiedene Bands auftraten“, schreibt sie.
Ein Foto aus Maceló.Dann erfolgte bereits der erste Gastfamilien-Wechsel. „Ich war ein bisschen traurig, meine erste Familie zu verlassen, denn ich habe sie in der letzten Zeit ins Herz geschlossen. Ich hatte eine sehr schöne Zeit mit ihr und bin ihr dankbar für alles, was sie für mich gemacht hat“, betont sie.
„Meine zweite Familie ist das genaue Gegenteil, ich wohne jetzt mit meiner Gastmutter und meiner neunjährigen Gastschwester zusammen, und das erste Mal in meinem Leben muss ich meine Qualitäten als große Schwester unter Beweis stellen. Mit meiner Gastmutter verstehe ich mich super, und wenn meine Schwester mal bei ihrem Vater schläft, machen wir uns einen gemütlichen Abend und reden viel, denn mit der Sprache habe ich fast keine Probleme mehr.
Meine Schwester hatte anfangs noch Probleme mich zu akzeptieren, denn sie ist jetzt nicht mehr das einzige Kind im Haus, sondern muss die Aufmerksamkeit manchmal mit mir teilen. Aber nach dem knappen Monat, in dem ich hier bin, hat sie gemerkt, dass es auch mal von Vorteil ist, eine große Schwester zu haben, mit der sie viele tolle Dinge anstellen kann“, gibt Aneele ihre Erfahrungen wieder.
„Dann war auch schon Weihnachten – und meine Weihnachtsstimmung wollte bei 25 Grad Celsius nicht so wirklich aufkommen. Aber meine Stadt hatte den ganzen Dezember einen Weihnachtsmarkt und auf der Bühne war jeden Abend eine Show mit berühmten nationalen Künstlern“, berichtet sie weiter. Außerdem sei die ganze Stadt sehr schön geschmückt, und ich bin jetzt traurig, dass Weihnachten vorbei ist.
Außerdem habe der ganze Schmuck aus PET-Flaschen bestanden und der Weihnachtsbaum aus den Hälsen von Cola-Flaschen. „Sogar der deutsch sprechende Weihnachtsmann hatte ein komplett eingerichtetes Haus, das ich öfter besucht habe. Außerdem sind alle Austauschschüler aus meinem Distrikt gekommen, und wir haben ein schönes Wochenende verbracht. Wir durften sogar an dem Weihnachtsumzug durch die Stadt teilnehmen, und haben danach auf der großen Bühne Weihnachtsgrüße in allen Sprachen versendet“, erzählt die Norderin.
„Am Weihnachtsabend haben wir uns schick gemacht und sind zu einer Tante der Gastfamilie gefahren, wo sich die ganze Familie – mit vielen Angehörigen – versammelt hat. Man nennt hier jeden älteren Menschen Tante oder Onkel – und so war es ein bisschen einfacher, mit der Flut von neuen Namen umzugehen. Kurz vor Mitternacht kam dann der Weihnachtsmann und hat die Geschenke verteilt, diese Bescherung war eher wie auf dem Fischmarkt als besinnlich. Ich habe auch etwas vom Weihnachtsmann bekommen, und im Gegenzug hat sich auch meine Familie über die Geschenke gefreut. Der Kalender von Ostfriesland hat gleich am nächsten Tag einen Ehrenplatz im Wohnzimmer bekommen“, berichtet sie.
Silvester hat Aneele Fischer auf der Farm ihrer Gastfamilie verbracht, wo sie dann wieder mit der gesamten Familie gefeiert hat.
„Die letzten drei Monate waren für mich eine sehr schöne Zeit voller neuer Erfahrungen und Erlebnisse. Ich danke allen sehr, die mir diese Chance ermöglichen und ich genieße jede Minute meines Jahres“, schreibt sie abschließend.

Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 06.02.2016, Seite 8.