Das Musical ist Jahr für Jahr das Highlight des Ulrichsgymnasiums – einmal mehr Begeisterung ringsum
Wie geht noch mal das Märchen mit dem Froschkönig? Oder kommt das hier gar nicht vor? Und was genau passierte mit Aschenputtel, Rapunzel, Dornröschen, Schneewittchen und diesen ganzen Märchengestalten? Hänsel und Gretel - das kriegt man vielleicht in der Erinnerung noch richtig zusammen, aber Rumpelstilzchen und ein Baby?

Nachhilfe in Märchenkunde erwünscht? Nun, vielleicht dann doch lieber zu den Büchern der Gebrüder Grimm greifen und nicht zu den letzten beiden Aufführungen von „Schneewittchen und ich“ gehen, die heute und morgen im Theater der Stadt Norden gezeigt werden. Wo Schüler und Schülerinnen des Ulrichsgymnasiums (UGN) singen, tanzen, schauspielern, als gäbe es kein Morgen. Mit einer Begeisterung, einer Hingabe, mit so viel Witz und Charme, dass man irgendwann gar nicht mehr so genau darüber nachdenkt, in welchem Märchen wer wann wie auftaucht und was dort passiert. Ist auch egal – geht es doch in erster Linie darum, drei Stunden zu staunen, was unter der Leitung nicht nur vom Lehrpersonal, sondern von vielen Engagierten, ja UGN- Musicalbesessenen, nicht zum ersten Mal, sondern Jahr für Jahr auf diese Bühnenbretter gebracht wird.
Das Dilemma: Die Presse sieht bei der Premiere zu und könnte damit nur einen Teil des Ensembles würdigen. Natürlich die Hauptdarsteller(innen) – aber würde immer einen Teil nicht nennen. Wer am Mittwoch kam, erlebte ganz starke Leistungen von Frieda Piper, Birte Gora, Karlotta Tilsch und Levin Aderhold. Sie besonders loben? Aber was ist mit Kira von Ameln, Lina Habben, Amke Christians und Silas Gora, die am Donnerstag in diesen Rollen vermutlich genauso brillierten? Na, zum Glück kann man Tessa Pfeffer und Giulian La Rocca gefahrlos nennen, die spielten in beiden Besetzungen und sorgten als Rumpelstilzchen und „böser“ Wolf vermutlich beide Male für Szenenapplaus und Lacher, schließlich waren die zwei immer für einen unerwarteten Witz gut (aber nicht nur sie...).
Überhaupt ist das mit dem Loben so eine Sache - nicht den starken Chor, das gute Orchester vergessen, die wirklich herausragenden Choreografien, die Regie, die Technik, die Masken- und Bühnenbildner, die zig Leute im Hintergrund und überhaupt... Das UGN-Musical ist eben das Highlight eines jeden Schuljahrs, spiegelt den Zusammenhalt einer großen Gruppe aus der Schülerschaft. Muss offenbar ein wirklich besonderes Miteinander dort sein, gepaart mit guter Stimmung!


Um so ein Musical zu stemmen. Das es nämlich wirklich in sich hat. Richtig schwere Gesangsstücke gab es da zu meistern – und im Publikum zu registrieren, dass allein der Mut zählt, dieses Selbstvertrauen aufzubringen, kraftvoll und entschlossen zu singen. Dass nicht alles zu 100 Prozent funktioniert, völlig egal, es wurde mutig weitergemacht – und es waren ja allenfalls Nuancen, die nicht passten. Mal das Orchester einen Tacken zu laut, sodass man, gerade zu Beginn, die Solisten nicht so gut hören konnte. Geschenkt. Dass es mal schwer war, jeden Ton exakt zu treffen. Na und? Hat doch keiner gemerkt.
Es ist diese unglaubliche Begeisterung am gemeinsamen Tun und Spiel, die da in jeder der 180 Minuten rüberkam. Aber ach ja, die Geschichte... Die fiese Endora, die dafür sorgen will, dass sämtliche Märchen fortan schlecht ausgehen. Und schon nahezu überall erfolgreich eingegriffen hat... Aber dann die Schneewittchen-Geschichte, der „Versager“ Florian, der gar nicht merkt, wie er zum Held wird. Neben ihm zwei verfeindete junge Damen, die wie Florian ihren Weg erst mal finden müssen. Natürlich geht die Geschichte am Ende gut aus, kein Märchen ohne Happy End. Die Aufführungen heute (19 Uhr) und morgen (15 Uhr) sind zwar ausverkauft, aber vielleicht liegt doch noch eins an der Tageskasse...

 

Ein Bericht von Irmi Hartmann, entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 07.06.2024, Seite 4.