SCHULE Junge Referenten aus 40 Berufen stellen rund 250 Oberstufenschülern und -schülerinnen ihren Arbeitsalltag vor
Alle zwei Jahre laden die Conerus-Schule und das Ulrichsgymnasium Referenten ein, die über Berufe informieren.

NORDEN /ISH – Steuerberater oder Pilot? Hebamme oder Richterin? Berufssoldatin, Biologe oder Wasserbauingenieurin? Mehr als 40 Berufe standen am Mittwochabend für Schüler und Schülerinnen der Oberstufe der beiden Norder Gymnasien zur Auswahl. Meistens waren es junge Berufsanfänger, die in Kurzreferaten von ihrem Einstieg erzählten, junge Menschen, die selbst noch vor wenigen Jahren die Schulbank gedrückt haben.



Rund 250 Oberstufenschüler und -schülerinnen des Ulrichsgymnasiums und der Conerus-Schule nutzten die Gelegenheit, sich genauer zu informieren. Alle zwei Jahre wird ein solcher Abend angeboten, Vertreter beider Schulen organisieren den Abend gemeinsam. Schon im Vorfeld wird abgefragt, für welche Berufe sich die jungen Erwachsenen interessieren, dann wird geschaut, wer als Referent in Frage kommt. „Das ist uns wichtig, dass es Leute von hier sind, Leute, die man kennt“, erzählt Henning Fisahn, selbst Lehrer am Ulrichsgymnasium und einer der Mitorganisatoren. Wer sich umfangreich informieren möchte, kann insgesamt drei Berufe näher kennen lernen. „Viele haben schon gezielt nachgefragt“, sagte Focko Kruse, der den Beruf des Bankkaufmanns vorstellte.
Die „klassischen“ Berufsfelder sind nach wie vor beliebt – aber viele zog es auch in vermeintliche Randgebiete. So hatte Johannes Thiele schon im ersten der insgesamt drei Durchgänge mehrere an Kunst Interessierte ihm gegenüber sitzen. Und erklärte, dass man mit einem Studienfach Kunst durchaus mehr Möglichkeiten hat, als „nur“ Maler oder Bildhauer zu werden. So ging es im Grunde bei allen Referenten zu – und Schüler und Schülerinnen waren manchmal doch überrascht, wie breit aufgestellt die Ausbildungs- und anschließenden Berufswege sind – dass ein Architekt eben viel mehr tun kann und muss als „nur“ Einfamilienhäuser zu bauen, ein Pharmazeut nicht automatisch in der Apotheke landet.
„Wählen Sie weise!“ hatte Volker Cammans, Schulleiter der Conerus-Schule, den jungen Gästen am Abend noch mit auf den Weg gegeben – und die erfuhren anschließend bei den Vortragenden, dass es vor allem darauf ankommt, sich für den gewählten Beruf und Berufsweg zu begeistern. „Es gehört Leidenschaft dazu – und Leidensfähigkeit“, sagte beispielsweise Architektin Iwona Kremer. Noah Buss, selbst Flugschüler, formulierte es ähnlich: „Wer wirklich ins Cockpit will, schafft es“, sagte er über den Pilotenberuf. Überall gehörte es auch dazu, über die Schattenseiten des jeweiligen Berufsfeldes zu informieren – seien es lange und unregelmäßige Arbeitszeiten, seien es ständig ändernde gesetzliche Rahmenbedingungen, seien es finanzielle Unsicherheiten.
„Lehramt ist auf einmal wieder richtig gefragt“, stellte Henning Fisahn fest – und auch andere Referenten waren erstaunt über das große Interesse und manchmal auch sehr spezielle Nachfragen. Und auch wenn das ein oder andere Berufsfeld nicht vorgestellt werden konnte, waren am Ende auch die Jugendlichen zumeist sehr zufrieden. „Man hat mir Möglichkeiten aufgezeigt“, hieß es immer wieder, „ich habe einen ganz guten Einblick bekommen.“ Nicht immer erwies sich dabei der vermeintliche Traumberuf wirklich als traumhaft – aber gerade auch dazu sollte der Infoabend sein, den viele Referenten mit Imagefilmen oder Powerpoint-Präsentationen ansprechend vorbereitet hatten. Mancher hoffte auf die Art und Weise auch, Interessenten für Ausbildungsplätze vor Ort zu bekommen. Denn das – und das ist wohl kein Geheimnis – ist in jüngster Zeit immer schwieriger geworden.

Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 21.02.2020, Seite 4.