BILDUNG Erstmals besucht eine Gruppe des Ulrichsgymnasiums Danzig – Gespräch mit Ex-Staatspräsident
Für die Jugendlichen und ihre Begleiter war es eine besondere Erfahrung, eine Person der Zeitgeschichte zu treffen.

NORDEN – Im Rahmen der diesjährigen Studienfahrten des zwölften Jahrgangs des Ulrichsgymnasiums Norden (UGN) zog es Schülerinnen und Schüler des Seminarfachs „Das Bewusstsein bestimmt das Sein“ nach Danzig. Eine Premiere – noch nie zuvor hatte eine Schülergruppe des UGN im Rahmen der Studienfahrt die Stadt an der Ostseeküste Polens besucht. Die fünf Tage hielten neben einigen Touren durch die sehenswerte Altstadt vor allem eine Besonderheit bereit: das Treffen mit dem ehemaligen Staatspräsidenten Polens, Lech Walesa.
Dieses fand im neu errichteten Museum der Solidarnosc- Arbeiterbewegung statt. Walesa war einer der Initiatoren und Anführer der Bewegung, die in den 80er- Jahren einen wesentlichen Teil zum Sturz der sozialistischen Regierung Polens beigetragen und sich für Bürgerrechte und Meinungsfreiheit eingesetzt hatte.
Der Friedensnobelpreisträger kam jedoch unerwartet leger daher. Forschen Schrittes und in Alltagskleidung statt Anzug (wie man es von einem Politiker erwartet hätte) begrüßte er die 19 Schülerinnen und Schüler des Ulrichsgymnasiums.
Auf den anfänglichen Applaus erwiderte er, er möge es nicht, wenn bereits vor einem seiner Vorträge geklatscht werde. Man wisse schließlich nicht, ob es interessant oder langweilig sein würde. Letzteres wurde es jedoch nicht.
In der folgenden Diskussionsrunde hatten Lehrer und Schüler die Möglichkeit, dem ehemaligen Präsidenten mithilfe einer Dolmetscherin Fragen zu stellen. Walesa schien angetan von dem politischen Interesse der Schüler. Es entwickelte sich eine Diskussion, in der von der Gruppe aktuelle Themen angeschnitten wurden. Der Politiker hatte viel zu erzählen – auch zur GeschichtePolens und der Solidarnosc-Bewegung in Danzig.
Nach dem Gespräch gab es noch die Möglichkeit, mit Walesa Fotos zu schießen, die die gespannte Gruppe sofort ergriff.
Letztendlich war es für alle Beteiligten eine besondere Erfahrung, einen Menschen zu treffen, der in einem Land so viel bewegt hat wie Lech Walesa. Der Friedensnobelpreisträger präsentierte sich sehr offen, gesprächig und gewillt, über aktuelle politische Themen mit den Schülern zu diskutieren.
Dementsprechend größer als der erste fiel dann der finale Applaus für Walesa aus. Und so schnell wie dieser in den Raum gekommen war, verschwand er wieder durch dessen Tür.

Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 22.10.2016, Seite 7.