BILDUNG Norder Ulrichsgymnasium darf offiziell Zusatzbezeichnung führen – Bemühungen gewürdigt

An der Schule wird der Europagedanke gelebt. Persönliche Begegnungen und das Aufarbeiten gemeinsamer Geschichte steht im Vordergrund.

NORDEN/HEI – Das Ulrichsgymnasium Norden ist erneut von der Landesschulbehörde als „Europaschule in Niedersachsen“ ausgezeichnet worden und darf diesen Titel für die nächsten fünf Jahre tragen. Bei der feierlichen Überreichung der Urkunde in der Aula des UGN würdigte die Dezernentin der Landesschulbehörde, Silvia Pünt-Kohoff, gestern das besondere Engagement des Norder Gymnasiums für den europäischen Gedanken.
„Das Ulrichsgymnasium Norden liegt mitten in Europa“, sagte sie vor rund 50 Gästen, darunter Vertreter des Schulträgers, der Conerus- Schule des Fördervereins sowie des Lehrerkollegiums und Ehemalige. „Das hat die Schule in ihrer Bewerbung eindrucksvoll unter Beweis gestellt.“ Das Ulrichsgymnasium habe den europäischen Gedanken im Schulprogramm verankert. „Aber das steht nicht nur auf dem Papier.“ Das selbst gewählte Ziel, interkulturelle Kontakte zu fördern und eine nachhaltige Zukunftsgestaltung zu unterstützen, werde gelebt, hob Pünt-Kohoff hervor. Über den Fremdsprachenunterricht hinaus würden europäische Themen auch in anderen Unterrichtsfächern behandelt. Schülerinnen und Schüler hätten die Möglichkeit während Auslandsaufenthalten in Polen, England oder Frankreich ihre interkulturellen Kompetenzen zu entwickeln und zu stärken, ging die Dezernentin auf das Austauschprogramm der Schule ein.
Der Titel „Europaschule in Niedersachsen“ führen zu dürfen, sei kein Selbstläufer, betonte Silvia Pünt-Kohoff. Dafür müssten sich die Schulen schon bemühen. Die Voraussetzungen für die offizielle Zusatzbezeichnung seien nicht leicht zu erfüllen. Alle fünf Jahre müssten sich die Schulen erneut an den Kriterien messen lassen, wollten sie den Titel behalten. Dem Ulrichsgymnasium in Norden sei dies in hervorragender Weise gelungen. Die Dezernentin hatte nicht nur eine Urkunde im Gepäck, sondern überreiche dem stolzen Schulleiter, Wolfgang Grätz, eine Tafel, um die Auszeichnung auch nach außen am Schulgebäude dokumentieren zu können, sowie eine Europafahne, die zu besonderen Anlässen gehisst werden kann. Für Grätz bedeutet Europa vor allem eins: Frieden. Die Mütter und Väter der Europäischen Union hätten sich unschätzbare Verdienste erworben, indem sie die Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander in Europa geschaffen hätten. „Aber Frieden gibt es nicht umsonst. Er muss gehegt und gepflegt werden und dazu ist immer wieder neuer Einsatz notwendig“, betonte der Schulleiter. Europaschulen könnten und sollten dazu beitragen.
Das Ulrichsgymnasium fühle sich dem Europagedanken verpflichtet. „Das Ganze hat mittlerweile eine lange Tradition.“ Bereits in den 50er- Jahren habe es Austauschfahrten nach Frankreich und in die Niederlande gegeben. „Was aufgrund der erst kurz zurückliegenden Erfahrungen durch den Zweiten Weltkrieg sicher nicht einfach war.“ Grätz erinnerte weiter an das Comeniusprojekt, bei dem ab 1995 insgesamt zwölf Schulen aus zwölf verschiedenen Ländern beteiligt waren. Vier europäische Sprachen werden, so Grätz, am Ulrichsgymnasium unterrichtet: Englisch, Französich, Spanisch und Russisch. Regelmäßige Austauschfahrten führen nach Metz in Frankreich, Bradford on Avon in England, Miastko in Polen und Veendam in den Niederlanden. Persönliche Begegnungen und das Aufarbeiten der gemeinsamen Geschichte – für Gätz wichtige Schwerpunkte – böten das aktuelle Erasmusprojekt und das Relais de la Memoire, der Staffellauf der Erinnerungen, an dem neben dem UGN Schulen aus Wien, Marseille, Paris und Newcastle beteiligt sind.
Ermöglicht werde dies alle nur durch das große Engagement der Lehrkräfte sowie der beteiligten Schülerinnen und Schüler, so Grätz. Ihnen galt in der Feierstunde sein besondererDank.
Im Anschluss an die Rede des Schulleiter stellte Lehrerin Martina Jürgens eines der jüngsten Austauschprogramme vor. 2017 wird es zum fünften Mal einen Austausch mit einer katholischen Privatschule im südpolnischen Dabrowa Gòrnicza geben. In einer Diaschau zeigte Jürgens Fotos des jüngsten Austausches, bei dem eine Gruppe von rund 15 Schülerinnen und Schüler verschiedener Klassen und Jahrgangsstufen gemeinsam mit den polnischen Schülern einen dreitägigen Ausflug in die Hohe Tatra unternommen hatten. Der Kontakt mit osteuropäischen Schulen soll nach den Worten von Jürgens künftig noch intensiviert werden. Eine Schule in Nordpolen habe Interesse an einem Austausch mit Norden bekundet, ebenso eine Schule in Minsk. Besuch und Gegenbesuch sind bereits für Januar und Mai kommenden Jahres geplant, verriet sie.

Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 11.08.2016, Seite 4.

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