„Hättet ihr Lust, nach Spanien zu fliegen?“ - Mit diesen Worten betrat unsere Spanischlehrerin Frau Romaneessen eines Tages den Kursraum. Und natürlich waren wir sofort von dieser Idee begeistert. In der Woche vom 7. bis zum 13. Februar war es dann so weit: Wir fuhren in ein kleines andalusisches Städtchen in Südspanien, das sich Andújar nennt.

Das Ganze ist Teil eines Erasmus-Projektes mit der Schule aus Andújar, einer polnischen Schule und unserer, das von der EU finanziert wird und den interkulturellen Austausch fördern soll. In der Nacht von Samstag auf Sonntag standen also zehn von uns aus dem Spanischkurs der elften Klasse an der Bushaltestelle, auf den Shuttle wartend, der uns, Frau Romaneessen und Frau Borchers dann zum Flughafen nach Düsseldorf bringen sollte. Für vier war es der erste Flug, alle landeten wohlbehalten in Madrid, wo wir dann mit der Metro weiter zu einem Busbahnhof fuhren. Von dort aus ging es mit einem Bus nach Andújar, der sowohl WLAN als auch die Möglichkeit, einen Film zu gucken, bot.
In Andújar wurden wir bereits von unseren Austauschschülern erwartet. Die Eltern sprachen mehr oder auch weniger gut Englisch, sodass die Austauschschüler meistens dolmetschen mussten. Hauptsprache des Projektes war Englisch, auch wenn wir natürlich auch unsere Spanisch-Kenntnisse testeten und unseren Partnern ein wenig Deutsch beibrachten. Bei der Verteilung landeten im Übrigen einige Mädchen bei Jungen, da bei den Spaniern sieben Jungen teilnahmen, während bei uns nur zwei mitfuhren. Die Gastfamilien selbst waren toll, die Eltern (und besonders die Mütter) haben sich rührend um uns gekümmert und sind einigen sehr ans Herz gewachsen.
Dabei waren wir gar nicht mal so unkompliziert, denn unsere Lehrerin eingeschlossen waren wir drei Vegetarierinnen - was in der spanischen Kultur eine Rarität ist. Dennoch wurde auch hier Rücksicht genommen und bei den gemeinsamen Essen brachten die Kellner sogar ein Extragericht. Generell schien es fast die ganze Zeit etwas zu essen zu geben - verhungert sind wir auf jeden Fall nicht.
Am Montag lernten wir die Schule und Stadt kennen und durften außerdem Churros probieren, fettiges Gebäck mit heißer, dickflüssiger Schokolade, nach denen alle mehr als gesättigt waren. Hier lernten wir auch die polnische Gruppe kennen. Außerdem wurden wir von dem Bürgermeister empfangen und kamen sogar ins regionale Fernsehen.
Spätestens an diesem Abend wurde uns auch klar, dass wir nicht sonderlich viel Schlaf kriegen würden, da der spanische Tagesrhythmus einen längeren Abend beinhaltete, der zudem oftmals von unseren Partnern verplant war. Langweile kam definitiv nicht auf - und wir sind ja auch nicht nach Spanien gefahren, um uns zu entspannen.
Am Dienstag besichtigten wir dann zwei Städte - Úbeda mit einer großen Altstadt und Baeza, wo wir eine traditionelle Töpferwerkstatt kennenlernten und ein Olivenöl-Museum besuchten. Von Olivenöl waren die Spanier sowieso begeistert, das wurde gefühlt in alle Speisen gemixt, in der Landschaft befanden sich überall Olivenbäume und auch der Mann, der unsere Führung leitete, schien ein wenig besessen davon zu sein. Jedenfalls kam der Ausdruck „olive oil“ vermutlich in jedem seiner Sätze vor. Und als wir uns dann für das Gruppenfoto aufstellten, brachte er die Kamera in Position, strahlte uns an und rief: „OLIVE OIL!“ Seitdem sind wir in dieser Hinsicht ein wenig geschädigt.
Der Mittwoch stand voll im Stern des Flamenco. Uns wurde die traditionelle Tanzart mehr oder weniger gut beigebracht, wir besichtigten eine Schule sowie einige Kleiderläden und sahen uns abends noch eine Show mit einem Sänger, einem Gitarristen und einer Tänzerin an. Und wir machten die Erfahrung, dass die meisten Jungen dort Flamenco tanzen können.
Am Donnerstag fuhren wir dann nach Granada, wo wir durch ein gefühlt endloses Monument - der Alhambra - liefen, das im Laufe der Jahrhunderte von Moschee über Kirche bis hin zu Palast quasi alles gewesen war. Nachmittags hatten wir dann Freizeit und konnten in der Innenstadt shoppen.
Am Freitag wurden dann abschließend die Projekte präsentiert, die wir nebenbei erarbeitet hatten - dies war hauptsächlich eine digitale Broschüre über unsere Heimat. Mittags folgte dann das sogenannte Gymkhana, eine Art Schnitzeljagd, bei der wir durch die gesamte Schule auf der Suche nach Zetteln rannten, auf denen dann Anweisungen für Aufgaben standen. Diese boten die Möglichkeit, das in der Woche Gelernte nochmal zu reflektieren. Der Nachmittag war dann frei, am Abend trafen wir uns zu einer Abschiedsfeier mit den Eltern und allen beteiligten Lehrern, bei der es einen weiteren Flamencotanzauftritt gab.
Am Samstagmorgen mussten wir dann schon wieder Abschied nehmen, sodass wir dann wieder mitten in der Nacht in der ostfriesischen Heimat ankamen. Schon bei der Landung vermissten wir Spanien. Ach ja, und das Wetter? Was passiert, wenn Ostfriesen in eine der heißesten Städte Spaniens fahren, in der es vielleicht zweimal im Jahr regnet? Richtig, die meiste Zeit ist es grau und es nieselt. Dabei war es amüsant zu beobachten, wie die Spanier bei ein paar Tropfen gleich den Regenschirm aufspannten. Und natürlich war in der Woche davor und danach strahlender Sonnenschein in Andújar.
Am Ende kamen wir mit Koffern voller neuer Erfahrungen, Erlebnisse, Erinnerungen an eine tolle Woche und neuer Bekanntschaften zuhause an - teilweise wurden wir für den Sommer gleich eingeladen - und freuen uns schon auf den April, wenn die Spanier wieder hierher kommen. Und bis dahin haben einige von uns noch ein Geschenk mitbekommen - richtig, Olivenöl.

Nadja Kasolowsky

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