Schüler des Ulrichsgymnasiums zeigen, wie klimaschonendes Reisen funktionieren kann

 

In einer bemerkenswerten Zusammenführung von Kulturen und Traditionen fand kürzlich ein deutsch-spanischer Schüleraustausch statt, der die Schüler des Ulrichsgymnasiums Norden (UGN) und des Instituto Dr. Lluís Simarro in Xátiva zusammenbrachte. Unter der Leitung der Lehrerinnen Sabine Gatena und Kathrin Romaneessen wurde ein vielfältiges Programm durchgeführt und die Schülerinnen und Schüler hatten einen regen Austausch und Einblick in die Kultur der jeweiligen Austauschfamilien in Spanien. Gemäß dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ ging es in diesem Jahr nicht nur um den Austausch mit der Partnerschule, sondern auch darum, möglichst klima- und umweltbewusst zu reisen – auch wenn es dadurch etwas länger dauert.

Züge statt Flugzeug
Die Reise der Schüler des zehnten und elften Jahrgangs dauerte zehn Tage. Die Route führte sie von Norden über Amsterdam und Paris nach Xátiva, das sich in der Region Valenciana im Hinterland zwischen Valencia und Alicante befindet. Pro Strecke waren die Schüler in etwa 36 Stunden unterwegs, wobei sich die Jugendlichen einig sind, dass nicht die Fahrzeit, sondern das Umsteigen in die verschiedenen Züge die größere Herausforderung war. Sieben Wechsel auf der Hin- und fünf auf der Rückreise. „Nur in Deutschland hatten wir Verspätungen“, ergänzt Gatena. Die Rückreise führte sie über Barcelona, Perpignan, Paris und Köln zurück nach Norden.
Die Schüler wurden auf dieser abenteuerlichen Reise von einer Vielzahl von Zügen begleitet, darunter ICE, Eurostar, TGV und der spanische Hochgeschwindigkeitszug AVE, die ihnen eine reibungslose Reise durch Europa ermöglichten. Auch neue Bekanntschaften haben die Schüler machen können. Sei es beim spontanen Ständchen für eine Frau, die Geburtstag hatte oder der hilfsbereite Schaffner, der die Jugendlichen in den richtigen Zug lotste. Für viel Aufregung sorgte auch die Übernachtung im Zug, am Ende konnte aber fast jeder Schüler ein Auge zubekommen. Auch helfe das entschleunigende Reisen dabei, die Landschaft besser wahrzunehmen. Denn vom Flugzeug aus hätten sie keinen Schwarm Flamingos in freier Wildbahn sehen können.
Während ihres Aufenthalts in Xátiva wurden die Schüler in eine Vielzahl von Aktivitäten eingebunden, die dazu dienten, ihre kulturellen Horizonte zu erweitern und ihre Bindung zueinander zu stärken. Höhepunkte waren unter anderem die Erarbeitung einer Performance mit dem Titel „Open your mind – Europe is waiting for you“, in der die Schüler ihre Erfahrungen, Begegnungen und Ängste reflektierten.
Zudem haben die Schüler der beiden Länder gemeinsam ein Logo ausgearbeitet, mit dem sie ihre Verbundenheit und den Austausch symbolisieren wollen. Sie lernten auch typische regionale Sportarten wie Pilota Valenciana und Cobol kennen und nahmen an einer Kochaktion teil, bei der sie einen regionaltypischen Nachtisch mit Schülern einer Inklusionsklasse zubereiteten.
Ein Besuch des Bürgermeisters von Xátiva, Roger Cerda i Boluda, bot den Schülern die Gelegenheit, mehr über die lokale Politik zu erfahren, während Ausflüge nach Valencia und in die Albufera, ein Reis-Anbaugebiet in der Gegend von Valencia, ihnen die Vielfalt der spanischen Landschaft näherbrachten.
Neben kulturellen Aktivitäten besuchten die Schüler auch das Castillo de Xátiva, eine historische Burg, die hoch über der Stadt thront. Ein unvergessliches Erlebnis war auch das Leben in den Gastfamilien, wo die Schüler Einblicke in den Alltag und die Traditionen ihrer spanischen Gastgeber erhielten. Hier lernten sie ebenfalls, was für Vorurteile gegenüber der jeweils anderen Kultur herrschen und das sich diese in der Regel eher selten bestätigen. So erzählen die Schüler davon, dass einige Gastfamilien glaubten, Deutsche würden sich selten duschen und die Freude bei den Gastfamilien groß gewesen sei, dass es sich nur um ein Vorurteil handle. Insgesamt war der deutsch-spanische Schüleraustausch des Ulrichsgymnasiums Norden ein inspirierendes Beispiel für die Kraft der Bildung, kulturelle Vielfalt zu feiern und Verbindungen über nationale Grenzen hinweg zu schaffen. Es ist klar, dass diese Erfahrung das Leben der Schüler nachhaltig prägen wird und sie dazu ermutigt, sich als Bürger einer globalen Gemeinschaft zu sehen, in der Respekt, Verständnis und Zusammenarbeit oberste Priorität haben.

Text: Merlin Klinke
Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 16. März 2024, Seite 6.