Varieté des Norder Ulrichsgymnasiums sorgt für Beifallstürme im Theater
Eigentlich wollten sie gar nicht aufhören. Hätten einfach durchmachen können bis zur nächsten Vorstellung. Tanzten und sangen, das Publikum grölte von unten, klatschte begeistert. Warum Schluss machen, wenn es doch so „geil“ ist – so geil wie die Schule? Ach nee, die ist ja sogar „supergeil“.
Zumindest, wenn man den Noch-Schülern und Schülerinnen des Norder Ulrichsgymnasiums glaubt. An diesem Wochenende feierten sie mit ihrer Varieté-Darbietung am Freitag und Sonnabend im Norder Theater einen ersten kleinen Abschied vom Schülerdasein.
Rund 60 junge Erwachsene aus dem aktuellen Abiturjahrgang boten alles, was sie draufhatten – und das war eine ganze Menge. Die Vorbereitung und Ideensammlung habe schon vor rund einem Jahr begonnen, erzählten einige Teilnehmerinnen nach der Premiere am Freitagabend, die locker mal eben drei Stunden eingenommen hatte. Nicht, dass irgendjemand sich gelangweilt hätte. Ganz im Gegenteil.
Je später der Abend, desto besser die Stimmung. Die Begeisterung der Abiturienten übertrug sich von Minute zu Minute mehr auf das Publikum, das es genoss, unbeschwert zu lachen, bei der Musik rhythmisch zu klatschen und zu staunen, was ihm da so alles präsentiert wurde.
Schwer zu sagen, was am meisten beklatscht und bejubelt wurde. Vielleicht der Einblick für Außenstehende, wie Online-Unterricht in Pandemiezeiten ausgesehen hat? Da konnte man kaum an sich halten. Genial. Von vorn sieht man mal Köpfe, die durch schwarze Tuchvorhänge gesteckt werden. Manche dieser „Bildschirme“ bleiben eine gute Weile schwarz. Es kommen eben auch zu Hause nicht alle pünktlich zum Unterricht… Und haben dann soooo schlechten Empfang. Oder das Mikro streikt – und überhaupt sind die meisten ganz „nebenbei“ mit anderen Dingen beschäftigt. Eine tolle Vorstellung – „wir sind ein kreativer Jahrgang, und jeder hat die Möglichkeit genutzt, seine Talente zu zeigen“, sagte eine Mitstreiterin nach der Vorstellung. Wow, was für Talente. Nicht nur schauspielerische. Den Umgang mit dem PC, mit moderner Technik haben sie drauf. Geräusche, Musik, Filme, Videosequenzen – das passte alles perfekt zur Show auf der Bühne.
Sechs Wochen, erzählten sie, hätten sie geprobt. Das dann aber mehr oder weniger Tag und Nacht. Hat sich gelohnt, unbedingt. Unter der Leitung von Max Kretzmer (Musikarrangements), Ida von Hardenberg (Gesamtleitung), Marek Gudewehr (Technik), Philipp Wisser (Filmarrangements, Technik), Hannah-Luca Janssen (Tanz), Hannah de Vries (Helferteam) sprudelte es nur so von umgesetzten Einfällen.
Die Zuschauer schauten Zeichentrick: Tom und Jerry am Klavier – und dazu spielte dieser Max Kretzmer den Klavierpart. Wie er überhaupt im Hintergrund immer wieder spielte und spielte. Wahnsinn, einfach toll. Aber vielleicht unfair, ihn hier zu nennen, da waren doch noch so viele andere, die für einen hinreißenden Abend sorgten. Sei es mit der „Gestern Show“, sei es bei „Let‘s Dance“, sei es beim Quiz „Wer wird Spitzenschüler“, sei es mit durchaus ernsten kritischen Anmerkungen zur „fortgeschrittenen“ Digitalisierung an Schulen und auch mal kleinen bissigen politisch angehauchten Seitenhieben – Schauspiel, Spaß, Kritik, Satirisches und Komisches passten zusammen. Ein Jahrgangsorchester mit toller Musik im Hintergrund, Gesangs- und Tanzdarbietungen im Vordergrund, ungewöhnliche Duette (Querflöte und Tuba) und Poetry Slam zu Themen, über die man sonst nie spricht und frau eher im Verborgenen – sie hatten es schon echt drauf, diese jungen Leute. Und machten kurz vor Ende ihrer Schullaufbahn auch klar: Sie haben, allen Widrigkeiten, die Schule eben auch mal so mit sich bringt, zum Trotz hier ihren Spaß gehabt, die gemeinsame Zeit genossen.
Spielten im Abklang schon mal darauf an, wie es ihnen im Alter gehen wird: Gemütlich im Sessel sitzen, Fotoalben anschauen: „Wat is de Tied doch fell vergahn“... ""
Text: Irmi Hartmann
Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 30.01.2023, Seite 3.