Kulturkontakt auf eine besonders persönliche Weise- Austausch zwischen UGN und Partnerschule in Polen

„Cześć“, „Dzień dobry!“ - so lautete die herzliche Begrüßung der polnischen Gastfamilien am Flughafen in Kattowitz. Seit 2002 findet der vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk geförderte Austausch zwischen dem Ulrichsgymnasium Norden und der polnischen Partnerschule Katolickie Liceum in Dąbrowa Górnicza statt.

Bereits am ersten Morgen des Austauschs wurde die Schülergruppe mit einem üppigen Frühstück und guter Laune in der polnischen Schule begrüßt. Die zunächst etwas schüchternen Jugendlichen tauten in der herzlichen Atmosphäre schnell auf. Ob Polnisch, Englisch oder Deutsch, man verstand sich trotz der sprachlichen Barrieren. Während der folgenden Sprachanimation in Form von kleinen Spielen wurde ebenfalls viel gelacht – zum Beispiel bei der Herausforderung polnischer Zungenbrecher oder dem Versuch, den Volkstanz Krakowiak zu meistern.

Auch die zweitägige Fahrt in die Tatra genossen die Schülerinnen und Schüler sehr. Nachdem sie schon bei dem ersten Schneefall in Dąbrowa Górnicza aufgesprungen und an die Fenster gerannt waren, begeisterte der 30 Zentimeter hohe Pulverschnee, der die polnischen Berge in eine zauberhafte Atmosphäre hüllte, umso mehr. Bei einer Pferdeschlittenfahrt kuschelten sich deutsche sowie polnische Schülerinnen und Schüler unter dicken Pelzen zusammen und ließen die hohe Tatra bei Nacht auf sich wirken. Im Anschluss wurden an einem Lagerfeuer in den Bergen Würstchen und Brot verspeist.

Nun folgte der ernsthafte Teil des Austauschs: ein Besuch im Konzentrationslager Auschwitz. Obwohl die deutsche Schülergruppe die Zeit des Nationalsozialismus und den zweiten Weltkrieg bereits im Geschichtsunterricht durchgenommen hatte, wurde sie von den Eindrücken im KZ erschüttert. Bei einer Führung durch das Konzentrationslager wurden die Schülerinnen und Schüler mit dem Ausmaß des Verbrechens der Nationalsozialisten an Polen, Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen und allgemein Andersdenkenden konfrontiert. Daraufhin wurde das Erlebte in einem Workshop aufgearbeitet, der sich vertiefend mit dem Thema Kinder in Auschwitz auseinandersetzte. „Es ist nicht das, was man hört oder sieht, was einen schockiert. Es ist das erdrückende Gefühl, das man hat, wenn man durch diese Gänge geht“, so eine Schülerin. Besonders ist den Jugendlichen ein Zitat von dem Philosophen George Satayana im Gedächtnis geblieben, das auch im Hinblick auf gegenwärtige politische Entwicklungen immer wichtiger zu werden scheint: „Diejenigen, die die Vergangenheit nicht erinnern, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen.“

Während des einwöchigen Aufenthalts vertieften sich die Freundschaften zwischen Polen und Deutschen zusehends. Man gewöhnte sich an den Alltag seiner Gastfamilie und lernte auf besonders persönliche Weise eine neue Kultur kennen. Als die deutschen Jugendlichen sich am letzten Morgen von ihren Gastfamilien verabschieden mussten, war die Trauer groß und es flossen auch Tränen. Umso größer ist jedoch die Freude auf den bevorstehenden Rückbesuch der polnischen Gruppe in Deutschland, der im September stattfinden soll. Alle waren sich einig: „Wir können es kaum erwarten“.