Vom 3. bis 9.September fand der Besuch unserer weißrussischen Austauschpartner bei uns in Norden statt. Die 13- bis 17jährigen Gäste wohnten in den Familien ihrer deutschen Partner, die sie im Mai in Minsk besucht hatten. Außerdem nahmen sie an einem umfangreichen Ausflugsprogramm teil.

Die weißrussischen Jugendlichen fühlten sich in Ostfriesland sichtlich wohl und fanden unsrere gemeinsamen Unternehmungen interessant. „Deutschland ist so schön“, meinte Tatjana, „Schade, dass wir am Samstag schon wieder zurückfahren!“ Aber auch die aufnehmenden Gastfamilien profitierten von der Begegnung. „Am liebsten würde ich Katja adoptieren!“, erklärte eine deutsche Gastmutter. Einige Familien hatten die weißrussischen Jugendlichen eingeladen, sie auch privat zu besuchen. Und dann gibt es in eineinhalb Jahren ja auch wieder eine neue Austauschfahrt nach Minsk. Trotzdem fiel allen am letzen Tag des Austausches die Trennung am Norder Bahnhof schwer.
Und was haben wir während dieser ereignisreichen Woche gemacht?
Am Sonntag, 3.9., kamen die Gäste nachmittags an. Sie waren schon seit zwei Tagen mit Bus und Bahn unterwegs und dementsprechend erschöpft. Sie lebten sich zuerst bei ihren Gastfamilien ein und erkundeten die Umgebung. Am nächsten Tag startete dann das Programm.
Am Montag um acht Uhr versammelten sich alle in der Aula, wo unser Schulleiter, Herr Grätz, die Gäste begrüßte. Anschließend gab es eine Schulführung.
Die Schüler des Grundkurses 11 Französisch hatten für die Minsker Jugendlichen ein „Sprachendorf“ vorbereitet. Die weißrussischen Schüler durften an verschiedenen Stationen wie z. B. „im Restaurant“, „in der Touristeninformation“ oder „im Schuhgeschäft“ ihre deutschen Sprachkenntnisse erproben. Unseren Gästen fiel es am Anfang sehr schwer, ihre Schüchternheit zu überwinden, aber die deutschen Schüler, die die verschiedenen Stände besetzt hatten, reagierten sehr einfühlsam und kompetent darauf und nach kurzer Zeit gelang es, alle ins Gespräch zu ziehen. Ein großes Lob an den wunderbaren Französischkurs!


Danach wurde in einer kleinen Stadtführung Norden erkundet. Auch auf die Westgaster Mühle sind wir gestiegen. Am Nachmittag wurde die gesamte Gruppe vom Bürgermeister der Stadt, Herrn Schmelzle, empfangen. Er nahm sich viel Zeit für uns und zog auch die Schüler immer wieder ins Gespräch.
Der Tag endete mit einem gemeinsamen Spaziergang in Norddeich. Dort machten wir leider auch Bekanntschaft mit einem sehr unfreundlichen Menschen. „Immer diese Ausländer“, blökte er zwei Mädchen unserer Gruppe an, weil sie sich auf russisch unterhielten. Glücklicherweise überwogen die vielen positiven Eindrücke des Tages.
Am Dienstag fuhren wir nach Norderney, wo wir eine lange Wanderung unternahmen und das Nationalparkhaus besuchten. Unsere weißrussischen Gäste waren begeistert von der schönen Landschaft und dem Meer.
Am Mittwoch stand Emden auf dem Programm. Wir besichtigten nach einer kurzen Stadtführung die Rüstkammer sowie die im Landesmuseum ausgestellte Moorleiche und in der Kunsthalle die dem „Auto in der Kunst“ gewidmete Ausstellung. Am Nachmittag führten uns drei Teilnehmerinnen unserer Gruppe, Anja Müller, Nele Fischer und Carolina Hessel, durch die Anne-Frank-Ausstellung in unserer Schule. Caroline sogar auf Russisch! Unsere Gäste waren sehr beeindruckt von dieser Führung. Es stellte sich heraus, dass die meisten von ihnen noch nie von Anne Frank gehört hatten. Auch hier: Ein großes Lob an unsere kompetenten Peer-Guides und danke!


Den Donnerstag verbrachten wir in Bremen, wo wir dank einer fachkundigen russischen Führung das Rathaus, den Rathausplatz und das Viertel „Schnoor“ erkundeten. Am Freitag blieben wir in Norden und besuchten die Seehundaufzuchtstation. Der Nachmittag und der Samstagvormittag wurde gemeinsam mit den deutschen Gastfamilien verbracht, die dann Mittags die weißrussischen Gäste am Norder Bahnhof verabschiedeten.
Was steht am Ende einer solchen Woche? Wenn unsere weißrussischen Gäste zukünftig an Deutschland denken, ist das für sie nichts Abstraktes mehr. Sie denken an Kati, Nele, Caro, Anja, Fenna, Mira, Salome, Susanne, Angelika und Lan Anh bzw. deren Familien und an die schöne gemeinsam verbrachte Zeit. Und davon werden sie ihren Freunden und in der Schule erzählen. Dasselbe gilt für unsere Schülerinnen. Ein Austausch ist nicht nur ein persönlicher Gewinn durch die vielen neuen Erfahrungen, die der einzelne Schüler macht, er führt auch insgesamt zu mehr Offenheit und Interesse für das andere Land und hilft, Vorurteile abzubauen. Ich wette, dass der unfreundliche Herr in Norddeich nie an einem Schüleraustausch teilgenommen hat!

Martina Jürgens